„Wir sind noch nicht über dem Berg“
Die 7-Tages-Inzidenzen zeigen langfristig nach unten, die Neuinfektionen bewegen sich auf stabilem Niveau: Auf den ersten Blick scheint sich die Corona-Infektionslage in der Region Landshut deutlich zu entspannen. Aus Sicht der Kliniken ist es aber zu früh, um aufzuatmen. Denn die Zahl der Patienten, die mit und wegen Covid19 im Rettungsdienstbereich Landshut stationär behandelt werden müssen, stagniert – mit leichter Tendenz nach oben. „Wir sind noch lange nicht über dem Berg“, fasst der Ärztliche Leiter Krankenhauskoordination, Jürgen Königer, die aktuelle Lage in den Klinken zusammen. Mit Sorge blickt er vor allem auf die Virus-Mutationen, die sich zusehends ausbreiten: „Diese nutzen jede kleine Unachtsamkeit aus und sind deshalb brandgefährlich: Eben, weil das Virus in allen seinen Varianten nicht sichtbar ist. Aus diesem Grund sind die Hygieneregeln und ihre konsequente Einhaltung in allen Lebensbereichen wichtiger denn je.“ Königer befürchtet, dass die Mutationen für die Kliniken aufgrund der damit erforderlichen Einzelisolierungen ein neues Kapazitätsproblem darstellen. Denn aus Sicherheitsgründen müssen Patienten mit Corona-Virus-Mutationen derzeit in Einzelzimmern untergebracht werden.
So werden im Rettungsdienstbereich Landshut, zu dem neben Stadt und Landkreis Landshut auch die Landkreise Dingolfing-Landau und Kelheim gehören, aktuell 30 Patienten mit nachgewiesener Corona-Infektion auf den Normalstationen behandelt, neun müssen intensivmedizinisch behandelt werden. (Davon im Klinikum Landshut und den LAKUMED-Kliniken: 23 auf Normalstationen (+/- 0), sechs auf den Intensivstationen (- 1). Es sind zwar aktuell Intensivkapazitäten sowohl für Covid- als auch Nicht-Covid-Patienten verfügbar: Doch Verlegungen innerhalb des Rettungsdienstbereiches, weil die nächstgelegene Klinik gerade nicht verfügbar ist, sind für Königer, der als Intensivmediziner selbst regelmäßig Covid-Patienten behandelt, und die Integrierte Leitstelle weiterhin an der Tagesordnung – aber deutlich rückläufig. Allein aus dieser Lage heraus war es in Königers Augen die beste Entscheidung, innerhalb des Rettungsdienstbereiches einen weiteren Rettungswagen für Verlegungen (V-RW) zu installieren. Dieser hält, neben der regulären Ausstattung, auch spezielles Equipment für Intensivpatienten vor. Zudem wurde in Niederbayern für die Corona-Pandemie ein zusätzlicher Intensivtransportwagen (ITW) eingerichtet, mit dem überwiegend Patienten mit COVID-19-Erkrankung verlegt wurden.
Sehr bewährt hat sich – bereits zum zweiten Mal – die Einrichtung einer Quarantäne-Einrichtung für Covid-Patienten, die zwar nicht mehr akutklinisch behandelt werden mussten, aber aus verschiedensten Gründen nicht unmittelbar nach Hause oder in ihre jeweiligen Einrichtungen zurückkehren konnten und so die dringend benötigten Akutkapazitäten in den Krankenhäusern nicht unmittelbar wieder zur Verfügung standen. „Hier hat die Reha-Klinik Passauer Wolf in Bad Gögging unter Leitung von Dr. Dagmar Meinung wirklich hervorragende Arbeit geleistet“, berichtet Königer. Dank der umfangreichen Unterstützung konnten so insgesamt 44 Patienten mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 14,4 Tagen betreut werden. Die Belegung der Quarantäne-Einrichtung läuft langsam aus, sodass sie dieses Wochenende wieder zu ihrer ursprünglichen Funktion als Reha-Einrichtung zurückkehren kann – stets mit der Option, dass im Notfall wieder schnell Kapazitäten für Corona-Patienten geschaffen werden können.
Auch wenn die Zeichen langsam wieder in Richtung „Normalität“ zeigen, empfiehlt Königer: „Seien Sie wachsam, vermeiden sie Menschenansammlungen, halten Sie so gut es geht Abstand, nutzen Sie Ihre medizinische Maske (oder FFP2-Maske) und lüften Sie regelmäßig. Lassen Sie sich testen, falls erforderlich, und nehmen Sie das Impfangebot an. Mit diesen noch erforderlichen Einschränkungen und Maßnahmen nehmen wir eine gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung war, um schnellstmöglich die von allen sehnlichst erwartete Normalität erreichen zu können. Die Corona-Pandemie hat uns allen bisher ungeahnte Einschränkungen abverlangt und ist leider noch nicht überstanden!“